Der Inselstaat Haiti gehört zu den großen Antillen und befindet sich genau zwischen dem Atlantik und der Karibik. Haiti liegt gemeinsam mit der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispaniola und hat rund 11 Millionen Einwohner.
Trotz des Klimas und der schönen Landschaft leben viele Einwohner leider in Armut. Um Haiti ranken sich darüber hinaus viele Gerüchte und es gibt einige Geschichten voller schwarzer Magie und Voodoo.
Was jedoch nur die wenigsten Menschen wissen: Der Inselstaat hat sich im Laufe der Jahre zu einem kleinen aber feinen Rumproduzenten entwickelt. Aus Haiti stammen einige Rumsorten, die einen ganz besonderen Geschmack besitzen und international ein hohes Ansehen genießen.
Haiti – einer der kleinsten Rumproduzenten in der Karibik
Haiti hatte es noch nie leicht, denn der Inselstaat gilt als stark unterentwickelt und ist eines der ärmsten Länder auf der Welt. Darüber hinaus müssen die Einwohner regelmäßig mit Naturkatastrophen, einer schwachen Wirtschaft, soziologischen Unruhen und einer dauerhaften Denaturierung der Böden und Wälder leben.
Dennoch sind die Haitianer ein stolzes und positives Volk und machen stets das Beste aus der jeweiligen Situation. Die seit Jahren aufsteigende Rum-Szene hilft dabei, dass sich mehr und mehr Bewohner in einer hoffnungsvollen Aufbruchsstimmung befinden. Im Laufe der letzten Jahre ist das internationale Interesse an authentischen und exotischen Rums, die in einer kleinen handwerklichen Produktion hergestellt werden, deutlich gestiegen und dieser positive Trend macht den Haitianern große Hoffnung.
Der Inselstaat besitzt eine ganz besondere Infrastruktur: Auf Haiti gibt es mehr als 500 Rum-Destillerien und überdurchschnittlich viele Menschen sind mittlerweile wirtschaftlich von der haitianischen Rumproduktion abhängig. Die meisten Destillerien sind noch immer ländlichen Mikrobrennereien und werden seit mehreren Generationen von Familien geführt. Rum aus Haiti wurde im Laufe der letzten Jahre zu einem richtigen Exportschlager. Mehr und mehr internationale Rumkenner und Spezialisten loben die auf Haiti hergestellten Rumsorten.
Etwas Geschichte mit einem Hauch von Magie
Wie Eingangs bereits erwähnt ranken sich rund um Haiti viele Mythen und Legenden. Viele Einwohner glauben auch in der heutigen Zeit noch an Zombies und an die Voodoo-Magie. Sie haben Angst vor Schwarzmagiern und den bösen Voodoo-Priestern.
Ein typische haitianische Weisheit ist nach wie vor gültig: Der Inselstaat besteht zu 70 Prozent aus Katholiken, zu 30 Prozent aus Protestanten und zu 100 Prozent aus Voodoo. Neben einer Vielzahl von seltsamen Substanzen wird für jedes Voodoo-Ritual Alkohol benötigt und schnell fallen in diesem Zusammenhang die beiden Begriffe Clairin und Barbancourt.
Clairin – die unbekannte und geheimnisvolle Spezialität aus Haiti
Der bekannteste Rum auf Haiti heiß Clairin. Die alkoholische Spezialität wird einfach aus frischem Zuckerrohrsaft destilliert und ohne einen Reifeprozess in Flaschen abgefüllt.
Clairin unterscheidet sich deutlich von den kommerziellen Massenprodukten und dafür gibt es mehrere Gründe:
- die nativen Zuckerrohrsorten auf Haiti werden weder mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt noch sind sie hybridisiert
- die Fermentation dauert mehr als 5 Tage und erfolgt ausschließlich mit natürlicher Hefe
- die Destillation wird in den ländlichen Mikrobrennereien durchgeführt und erfolgt streng nach einer althergebrachten Weise
Zudem wird der Clairin nicht gefiltert und ist somit eine urtümliche und authentische Spirituose, die sich bis heute erfolgreich vor den globalen Einflüssen und den modernen Produktionsstandards schützt. Die haitianische Nationalspirituose wird gerne als „Rum in seiner reinsten und ursprünglichsten Form“ bezeichnet.
Der Clairin erlangte dank eines italienischen Unternehmers namens Velier S.p.A immer mehr internationale Bekanntheit. Das Unternehmen arbeitet auf Haiti mit mehreren Brennereien in verschiedenen Dörfern zusammen. Der Clairin wird vorwiegend von den Einwohnern aber auch von mehr und mehr internationalen Genießern getrunken. Die bekanntesten Sorten sind der Clairin Casimir, der Clairin Vaval und der Clairin Sajous.
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Barbancourt Rum – ein besonderer und exklusiver Genuss
Der Rhum Barbancourt zielt im Vergleich zum Clairin auf eine vollkommen andere Zielgruppe ab. Der Rum wird eher weniger von den Einheimischen getrunken, denn die meisten Haitianer können oder wollen sich den Rum ganz einfach nicht leisten.
Im Detail handelt es sich dabei um einen „Rhum Agricole“ und dieser wird auf Haiti bereits seit 1862 hergestellt. Ein französischer Spirituosen-Hersteller namens Dupre Barbancourt gründete die gleichnamige Destillerie Barbancourt auf Haiti.
Diese ist bis heute und unabhängig von den vielen Problemen, wie Armut, Wirtschaftskrise und Naturkatastrophen, noch in familiärer Hand. Der Barbancourt Rum wird aus dem nativ angebauten Zuckerrohr hergestellt. Es wird ausschließlich frisch gepresster Zuckerrohrsaft verwendet.
Genau wie bei der Herstellung vom exklusiven französischen Cognac kommt eine zweifache Destillation zum Einsatz. Der erste Vorgang erfolgt in einer robusten Edelstahl-Brennsäule. Der zweite Brennvorgang erfolgt mithilfe einer sogenannten Kupferbrennblase und in einer „Pot Still-Anlage„.
Die Reifung findet in traditionellen, französischen Holzfässern aus Eiche (Limousin) statt und diese fassen bis zu 70 Hektoliter. Die Abfüllung des Barbancourt Rum erfolgt nach 4, 8 und nach 15 Jahren.
Die bekanntesten Sorten sind der „Barbancourt Three Stars Rum“, der „Barbancourt Five Stars Rum“ und der „Reserve du Domaine Barbancourt Rum“. Dank der international steigenden Beliebtheit wird die haitianische Rum-Spezialität mittlerweile in mehr als 20 Länder weltweit exportiert. Viele Kenner in den USA und in Europa schätzen den Barbancourt Rum.
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Moscoso Distillers (Rhum Barik)
Der haitianische Rum-Hersteller besteht mittlerweile schon in der dritten Generation. Das Unternehmen wurde 1925 von Jules Moscoso gegründet. Dieser wanderte Anfangs der 1900er-Jahre aus der Dominikanischen Republik nach Haiti aus und ließ sich in Léogâne nieder. Heute wird das Unternehmen von Michael Moscoso geführt.
Im Jahre 2008 wurde die Destillerie modernisiert und konzentriert sich seit dieser Zeit sowohl auf die Abfüllung als auch auf das Branding. 2015 wurde sogar ein Abfüll- und Markenbetrieb gegründet. Moscoso Distillers produzieren sowohl weißen als auch dunklen Rum. Die bekanntesten Sorten sind der Rhum Barik und der Kléren National. Die Bezeichnung „Barik“ bedeutet im Haitianischen „Fass“.
Das Wort sollte so einfach als möglich sein, damit sich jeder den Namens des Rums merken kann. Ursprünglich sollte die Rum-Marke eigentlich „Rhum La Guldive“ heißen, doch dies empfanden die Verantwortlichen als zu kompliziert.
Rum aus Haiti ist etwas Besonderes
Der haitianische Rum besitzt einen rustikal-handwerklichen Charakter und ist ein roher, starker und spannender Rum. Die Spirituose wird aus Zuckerrohr hergestellt. Die hoch wachsende Pflanze wurde bereits im Jahre 1517 von den Spaniern auf die Insel Hispaniola gebracht. Seit dieser Zeit wird das Zuckerrohr im großen Stil angebaut und geerntet.
Eine längere Zeit später brachten französische Kolonisten das Wissen, die Arbeitsweisen und die wichtige Tradition der Alkoholproduktion nach Haiti und schufen damit die Grundlage für die bis heute anhaltende Rumherstellung. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei die Reifung, die genau wie beim französischen Cognac in Eichenfässern erfolgt. Seit 1765 versuchten sich über 30 lokale Unternehmen an der Rumherstellung, doch es sind nicht viele davon übrig geblieben. Dies lag zum einen an den überdurchschnittlich hohen Preisen für Einheimische und an der starken internationalen Konkurrenz.
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Die bekanntesten Rumproduzenten bzw. Rumsorten von Haiti sind:
- Clairin
- Barbancourt
- Moscoso Distillers
- LaRue Distillery
- Nazon Rum Factory
Rum aus Haiti war, ist und bleibt etwas ganz Besonderes. Dies trifft nicht nur auf den besonderes Geschmack und die Aromen, sondern auf alle Schritte der Produktion zu. Für die Herstellung darf ausschließlich natives Zuckerrohr, welches organisch auf Haiti angebaut wurde, verwendet werden. Das Zuckerrohr darf ausschließlich mithilfe von traditionellen Methoden und nur von Hand geerntet werden.
Dünger, Herbizide und Fungizide sowie weitere synthetische Chemikalien sind absolut tabu! Nach der Ernte muss das Zuckerrohr stets von Hand oder mithilfe von Tieren zur Brennerei transportiert werden. Bei der Fermentation des Zuckerrohrsafts kommen ausschließlich natürliche Hefen zum Einsatz. Eine Verdünnung mit Wasser ist ebenfalls tabu.
Darüber hinaus muss die Fermentation 120 Stunden oder länger dauern. Für die Destillation werden kleine Batches (in Pot Stills) oder alternativ kleine Kolonnen mit bis zu 5 Böden (müssen sich über direktem Feuer befinden) verwendet. Der Alkohol wird genau in der Stärke abgefüllt, in der er gebrannt wurde. Das Ganze darf ausschließlich auf Haiti und vor allem ohne eine Verdünnung geschehen.
Deshalb sollten Sie den Rum aus Haiti probieren
Wie Sie weiter oben erfahren haben wird der haitianische Rum immer noch auf eine traditionelle Art und Weise und ausschließlich mit natürlichen Zutaten von Haiti hergestellt. Dadurch unterscheidet sich der Rum geschmacklich deutlich von den herkömmlichen Rumsorten, die vorwiegend in Europa und in den USA getrunken werden.
Rum aus Haiti sticht aufgrund seines natürlichen, aromatischen und besonderen Geschmacks aus der breiten Masse heraus und ist für die meisten Rumkenner etwas ganz Besonderes. Durch den frischen Zuckerrohrsaft besitzt der haitianische Rum ein sehr natürliches und mildes Aroma. Er reift nur wenige Jahre lang und besitzt dadurch eine besondere Frische. Der Alkoholgehalt beträgt je nach Sorte 43 bis 50 Prozent Volumen.
Rum aus Haiti zeichnet sich je nach Sorte durch fruchtige Nuancen von Banane, Mango oder Nougat aus und schmeckt etwas nach Karamell, Vanille und Zuckerrohr. Dank der Reifung in den traditionellen Limousin-Eichenfässern erhält der Rum einen unvergleichlichen Charakter. Der haitianische Rum ist frei von jeder Art von Zusatzstoffen und besitzt dadurch immer seine natürliche Farbe (unter anderem Bernstein, Golden oder Goldgelb).
Da keine Kühlfiltration stattfindet bleiben das originale Fassaroma und der traditionelle Geschmack vollständig erhalten. Je nach Rumsorte können Sie den Haiti Rum entweder pur, mit etwas Eis oder als Bestandteil von Longdrinks oder Cocktails genießen.
Weiterführende Links
- https://www.ralf-zindel.de/ruml%C3%A4nder/haiti/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Rhum_agricole
- https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2010/05/rum-and-hope/308022/
Bilder
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- Beitragsbild: David Mark auf Pixabay